Einst war unser Volk zahlreich.
Die Wogen des Krieges spülten uns an diese Fremde Küste. Hilflos und hungrig gründeten wir unsere erste Siedlung im frostigen Klima des unbekannten Landes. Steile Berge im Norden, drohend ihre uralten Zähne bleckend, verwehrten uns den Weg ins Hinterland und kosteten uns mehr als nur einen unerfahrenen Kundschafter, deren verstümmelte Körper wir oft Wochen später angefressen am Fuße von Bergrutschen fanden. Die weitläufigen Wälder des Westens und Ostens gaben verirrte Jäger nur widerwillig an ihre Familien zurück - und der allgegenwärtige Lehmboden oft garnicht. Im Süden, hinter dem See der vor dem Horizont liegt, sahen wir an klaren Tagen andere Wesen. Klein wie Insekten bewegten sie sich langsam und in unterschiedlich großen Gruppen über die große offene Ebene, die wir hinter dem See vermuteten.
Die Tage zogen ins Land und mit ihnen unsere Sorgen. Wir lernten die Früchte dieser harschen Natur kennen und kultivierten sie. Die Jäger fanden reiche Wildgründe und zähmten die wilden Bestien. Unsere besten Schürfer höhlten ganze Berge aus und rangen dem Boden all seine Schätze ab. Die kleine Siedlung wuchs rasch, emsiges Treiben herrschte und ein konstantes Hämmern und Schnauben und Gluckern und Wiehern gesellte sich zum Trubel der Leute, welche nun die Greuel der Vergangenheit erstmals hinter einem Lächeln zu verstecken wagten. Schließlich fand man den Mut der Stadt unter Führung von Bürgermeister Matthias einen Namen zu geben. Wir waren schon immer ein Volk mit merkwürdigem Humor. "Lachender Sarg" florierte, Handel brachte Wohlstand, die Eingemeindung kleinerer Flecken machte aus uns das dominierende Protektorat des Nordens unter Führung seiner Königlichen Hoheit Matthias I. Groß und stolz waren wir.(bearbeitet)
Und dann wurde alles anders. Eine große Müdigkeit legte sich wie ein Schleier über immer mehr Untertanen seiner Hoheit. Sie wurden unzufrieden und erschöpften schnell. Sie fanden keine Erholung im Nachtschlaf und waren oft tagelang nicht zum Aufstehen zu bewegen, bis sie gar nicht mehr aufstanden. Auch der König zog sich immer öfter und länger in seine Gemächer zurück und lachte nur noch selten von seinem Balkon auf das Volk herab.
Nach Wochen der Ungewissheit beschloss man der König müsse verstorben sein und die Regentschaft von König Silvi I., dem Stolperer, nahm ihren Anfang. Nachdem wir die stinkenden Leichnahme unserer Nachbarn aus der Stadt geschafft hatten machten wir restlichen Überlebenden uns daran die Stadt zu ihrer vollen Größe zu bringen.
Groß sind heute nur noch die Gebäude, in deren leeren Hallen der Wind Flöte spielt. Königin Ellsa I. führt das Reich in dieser Schweren Zeit, beraten nur von dem dubiosen Mann hinter der Schule und seinen Mittelchen. Die Königin pflanzt gerne Bäume in den verlassensten Ecken der Stadt und erfreut sich an ihrem Wachstum. Sie lustwandelt mit Vorliebe nachts durch ihr leeres Reich, mit nassen Augen hingebungsvoll der Vergangenheit ihre Aufwartung bekundend. Ein längst toter Schmied arbeitet als Schemen in der Schmiede. Eine Schmiede wie ein Palast, als ob der Schmied der Götter hier einst selbst seinen Hammer auf das Eisen niederfahren ließ. Heute steht der Amboss verstaubt in der Ecke und teilt sein stilles Leid mit der Esse, die aus einem Riss Kohlestaub weint. In den zahlreichen Ställen wiehern heute nur noch wenige Pferde und das Muhen kommt vermutlich großteils von den zahlreichen faustgroßen Spinnen, die fett in ihren Netzen warten. Der letzte Zuchtmeister brachte das Verschwinden zahlreicher Kälber mit ihnen in Verbindung, aber natürlich glaubte niemand diesen Unsinn. Wo ist er eigentlich? Was ein hässlich großer Kokon!
Stolz sind wir immer noch! Die wenigen die wir noch sind. Stolz auf das was wir errichtet haben. Stolz darauf, dass der Winter weder Schaf noch Kind für sich beansprucht. Stolz auf die Freunde, die wir auf dem Weg gefunden haben. Der Sarg lacht schon wieder, und wir lachen zurück. Lach mit uns!
Sarg alive, nicht mehr so viele aber genug !
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Cassidian#7791